Ausbildung mit 30+
Du bist über 30 und möchtest eine Ausbildung beginnen? Noch bist du aber unsicher, ob du überhaupt noch Chancen auf dem Ausbildungsmarkt hast? Die gute Nachricht zuerst: Die Azubis von heute werden immer älter und eine Ausbildung mit 30+ zu beginnen, ist nicht so ungewöhnlich, wie du vielleicht denkst. Hier erfährst du, wie die Gesetzeslage ist, wie Unternehmen auf Azubis 30+ reagieren, welche Fördermöglichkeiten du hast und wie du dich am besten auf mögliche Jobs bewirbst.
Ausbildung mit 30, 40, 50 – schon zu spät?
Die Gründe, warum du dich vielleicht später als die meisten in deinem Freundeskreis für eine Ausbildung entscheidest, können ganz unterschiedlich sein: Vielleicht hast du dich frühzeitig für die Gründung einer Familie entschieden, warst deshalb Zuhause oder musstest schnell Geld verdienen, um diese zu ernähren. Auch eine Krankheit oder ein Unfall kann jede Person lange aus der Bahn werfen. Ein anderer Grund kann eine Umorientierung sein, da du nun den zweiten Bildungsweg nach einem Studium oder einer ersten Ausbildung wählst. Oder du wusstest einfach nicht, welche Richtung für dich beruflich die richtige ist.
Ganz egal, wieso du dich mit über 30 für eine Ausbildung entscheidest, es ist immer ratsam, sich beruflich weiterzuentwickeln. Auch wenn dir sicher einige Zweifel kommen mögen: Ist es für Erwachsene nicht längst zu spät? Nimmt mich überhaupt jemand? Schaffe ich das? Aber keine Sorge! Erfahrene Bewerber:innen* werden bei Arbeitgebern immer beliebter und somit sind deine Aussichten auf dem Ausbildungsmarkt gar nicht so schlecht, wie du vielleicht denkst.
Du hast schon eine Familien gegründet? Dann ist es für dich sicher sehr wichtig, dass das Unternehmen, bei dem du deine Ausbildung machst, auch familienfreundlich ist, oder?
Die Gesetzeslage für die Ausbildung ab 30.
Stellenbeschreibungen für Ausbildungsplätze müssen heute nach dem allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz nicht nur genderneutral, sondern auch altersneutral formuliert sein. Somit darfst du ganz offiziell nicht aufgrund deines Alters benachteiligt werden. Dennoch ist es natürlich richtig, dass du rein statistisch gesehen eher einen Exotenstatus hast, da die meisten Auszubildenden zwischen 15 und 19 Jahren alt sind. Trotzdem hat sich der Anteil der Azubis zwischen 25 und 29 Jahren im Jahr 2013 bereits verdoppelt – die Altersgrenze verschiebt sich also bereits nach oben.
Ü30-Azubis aus Unternehmenssicht.
Einige Unternehmen bieten bereits Ausbildungen in Teilzeit an oder haben spezielle Ausbildungsprogramme, mit denen sie gezielt eine ältere Bewerbergruppe ansprechen, da diese bereits wertvolle Lebenserfahrung gesammelt hat und meist motivierter sowie disziplinierter ist als ihre jüngeren Kollegen. Die Statistik spricht auch hier für sich: Ältere Auszubildende sind meist Klassenbeste!
Hinzu kommt, dass du mit 30 noch immer länger arbeiten wirst, als du bereits alt bist. Das ist auch Unternehmen bewusst und somit ist die Frage, ob sich der Aufwand sowie die investierte Zeit lohnt, leicht zu beantworten: Ja, es lohnt sich noch, denn dir stehen noch viele produktive Arbeitsjahre bevor.
Welche Ausbildungen kommen mit 30+ in Frage?
Das allgemeine Gleichbehandlungsgesetz verrät es im Grunde schon: Du hast hier keinerlei Einschränkungen, denn rein rechtlich darf das Alter nicht diskriminiert werden. Dennoch gibt es einige Branchen, in denen deine Chancen auf einen Ausbildungsplatz besser stehen, als in anderen, weil hier ohnehin bereits Fachkräftemangel herrscht – hier findest du zahlreiche Ausbildungsplätze. In folgenden Jobs wird durch den Fachkräftemangel viel gesucht:
- Mechatroniker/in
- Elektroniker/in in der Betriebtechnik
- Elektroniker/in im Handwerk
- Tiefbaufacharbeiter/in
- Gleisbauer/in
- Klempner/in
- Anlagenmechaniker/in für Sanitärtechnik
- Pflegefachmann/frau
- Altenpfleger/in
- Physiotherapeut/in
- Kraftfahrzeugmechatroniker/in
- Schiffsmechaniker/in
- Berufskraftfahrer/in
Gerade im Bereich der Pflege werden händeringend Fachkräfte gesucht. In diesen Berufen kommt dir dein Alter sogar zugute, denn Senioren fühlen sich bei erwachsenen Leuten wohler als bei jungen Menschen. Sie vertrauen diesen eher und können häufig besser mit ihnen kommunizieren, da sie näher an ihrer Generation dran sind.
Wenn du dich neu orientieren möchtest, aber noch nicht genau weißt, wo es hingehen soll, dann versuch es doch mal mit unserem Beruf-Check!
Was verdiene ich in einer Ausbildung?
Die meisten dualen Ausbildungen, bei denen du neben der Berufsschule auch praktisch in einem Betrieb arbeitest, sind vergütet – allerdings ist das Gehalt hier eher gering. Wenn du bereits Familie hast und somit für ein Kind sorgst, wirst du es mit dem Ausbildungsgehalt eher schwer haben. In einer schulischen Ausbildung verdienst du meist nichts, im Gegenteil: Häufig kosten Prüfungszulassungen sogar noch eine Gebühr.
Auch Sozialleistungen wie beispielsweise Hartz IV stehen dir während deiner Ausbildung leider nicht zur Verfügung. Diese darfst du nur dann beziehen, wenn du dem Arbeitsmarkt auch zur Verfügung stehst. Dennoch gibt es auch während der Ausbildung einige Förderungsmöglichkeiten.
Förderungen in der Ausbildung mit 30+
Gleich vorweg sei gesagt, dass es hier keinen allgemeingültigen Baukasten gibt: Ob und wie viel du bekommst, hängt von deiner Ausgangssituation ab, wobei jede Förderung unterschiedliche Kriterien hat.
Folgende Förderungsmöglichkeiten in der Ausbildung gibt es:
- Aufstiegs-BAföG
- Berufsausbildungsbeihilfe
- Wohngeld
- Bildungsgutschein
- Bildungskredit
Am besten setzt du dich mit einem Mitarbeiter der Bundesagentur für Arbeit zusammen. Ihr könnt dann deine Ansprüche im Detail klären und er kann dir dabei helfen, die notwendigen Formulare auszufüllen.
Die beliebtesten Ausbildungs- und Studienbereiche.
Tipps für die Bewerbung mit 30+
Grundsätzlich musst du natürlich, wie alle anderen Auszubildenden auch, die übliche Form in Sachen Bewerbung beachten – hierzu helfen dir unsere Tipps für das Anschreiben, den Lebenslauf und die Online-Bewerbung.
In dem Anschreiben solltest du unbedingt auf deine bisherige Lebenserfahrungen eingehen, welche du Azubis, die direkt von der Schule kommen, voraus hast und die dir einen Wettbewerbsvorteil verschaffen können. Hier erwähnst du zum Beispiel vergangene Jobs und erläuterst, was deine Aufgaben waren und was du gelernt hast. Hast du dich in der Vergangenheit um deine Familie gekümmert, kannst du auch Soft Skills wie soziale Kompetenz, Organisationstalent und Stressresistenz aufzählen. Vielleicht hast du auch eine Fremdsprache gelernt oder andere Fähigkeiten erworben. Wichtig ist, dass du die Zeit vor deiner Ausbildung nicht totschweigst, sondern deine gesammelten Erfahrungen betonst und Lücken im Lebenslauf begründen kannst.
Dennoch kommst du nicht umhin, die Frage zu beantworten, wieso du dich erst so spät um einen Ausbildungsplatz bewirbst.Sei hier ehrlich und erläutere deine Gründe, betone doch auch hier deine gesammelten Kenntnisse und Fertigkeiten.
Auch in Sachen Motivation kannst du punkten: Da du bereits älter bist, bringst du zum Beispiel mehr Disziplin sowie Ehrgeiz mit. Die Ausbildung ist nun deine große Chance und genau deshalb nimmst du diese entsprechend ernst. Das machst du dann auch im Vorstellungsgespräch deutlich.